Meine Kinder fragten mich einmal: „Mama, was sind eigentlich schwere Gefühle?“ Gemeinsam überlegten wir, welche Emotionen sich manchmal nicht so gut anfühlen. Um das greifbar zu machen, haben wir uns entschieden: Wir lassen für einen Tag symbolisch Gewichte, die diese Gefühle repräsentieren, an uns "hängen". Am Abend, im Bett, haben wir diese "Gewichte" – sprich, wir haben uns vor dem Einschlafen vorgestellt, dass diese Gefühle auf der Brust liegen. Das Ergebnis war überraschend: Die imaginären Gewichte schnürten uns buchstäblich die Luft ab.
Dieses Experiment eröffnete uns neue Perspektiven auf die Art und Weise, wie wir über starke Emotionen sprechen und wie sie unseren Alltag beeinflussen. All die alltäglichen Sprachwendungen, die wir verwenden, um heftige Emotionen zu beschreiben, – "schwere Last", "Berg an Gefühlen" oder "emotional erdrückt" – konnten wir plötzlich ganz praktisch erleben.
Lernen in sicheren, kontrollierten Bedingungen
Warum machen wir mit starken Gefühlen oft genau andersherum, als es sinnvoll wäre? Niemand lernt Schwimmen in einer Sturmflut – stattdessen üben wir zuerst in ruhigem Wasser, im Schwimmbad, mit festen Wänden, sicheren Bedingungen und jemandem, der uns begleitet. Genauso sollten wir auch den Umgang mit intensiven Emotionen trainieren.
Stell dir vor:
Dein Kind verliert beim Spielen bewusst und lernt so, mit Frust umzugehen.
Du lehnst eine Bitte freundlich ab: "Kannst du mir die Flasche aufmachen?" – "Probier es selbst!"
Du greifst nicht sofort ein, wenn dein Kind auf dem Klettergerüst feststeckt, sondern lässt es herausfinden, wie es sich befreien kann.
Diese scheinbar kleinen Momente sind wertvolle Übungen. Sie bereiten Kinder und auch uns Erwachsene auf den Ernstfall vor – auf den Moment, wenn es wirklich stürmisch wird.
Der Weg zur emotionalen Resilienz
Wut, Frust oder Enttäuschung – all das gehört zum Leben. Doch der Umgang damit kann und muss geübt werden, bevor es wirklich schwierig wird. Es geht darum, in sicheren, kontrollierten Situationen den Umgang mit diesen Emotionen zu trainieren. So lernen Kinder, ihre Gefühle zu regulieren, bevor sie überwältigend werden. Und irgendwann, wenn die "Wellen" des Lebens höher schlagen, wissen sie: Sie können schwimmen.
Ich bin überzeugt: Übung macht den Meister – auch im Umgang mit Emotionen. In meinen kommenden Reels werde ich weitere Strategien, Spiele und Übungen vorstellen, mit denen ihr gemeinsam den sicheren Umgang mit schweren Gefühlen trainieren könnt.
Fazit:
Schwere Gefühle sind ein Teil des Lebens – aber sie müssen nicht zur Last werden. Mit gezielten Übungen in einem geschützten Rahmen können Kinder (und auch Erwachsene) lernen, ihre Emotionen zu tragen und sie dann loszulassen. So entsteht Raum für Leichtigkeit, Freude und echten Perspektivwechsel im Alltag.
Bleibt gespannt und probiert es selbst aus – denn der erste Schritt zu mehr emotionaler Resilienz beginnt genau hier, in den sicheren Gewässern des Übens.
https://www.instagram.com/reel/DGScORZsujE/?utm_source=ig_web_copy_link&igsh=MzRlODBiNWFlZA==